Zuvor: "Der Junge muss 'ne Eisenbahn haben." Und so begann in
den 1960ern auf dem Teppich im elterlichen Wohnzimmer das kindliche
Eisenbahnspielen mit der "Spur S" mit 22,5 mm Spurweite aus
Stadtilm (1:64). Anfangs mit einer Aufziehlok war's irgendwann aber nicht
mehr so interessant zum ausdauernden Umherkurven, und wir, also Vati und
ich, "elektrifizierten".
* Name frisch vergeben,
damals unbenannt, Name des Bahnhofsmodells nicht übernommen,
"-heide" passt nicht in die gewählte Landschaft. Wir fahren im
"Ring" = Bestandteil des Straßennamens, wo die
"N-Bahn" entstanden war.
An diesem Spieltag gelang mir wohl ein so ungewöhnliches Gleisbild, dass
Vati sogar zum Fotoapparat griff. (Die beiden Kreuzungen mussten doch mit zu verbauen
sein! Das war mein Gedanke vorher. Der fiel mir eben wieder ein.)
Weichen und Signale im Handbetrieb, Beleuchtung nicht notwendig, weil nur
im Hellen gefahren wurde.
Spartanische Hochbauten und Straßenfahrzeuge gehörten dazu, Ladungsgüter
in Form von Bauklötzen und Pflaster"trommeln" sowie
"Mensch, ärgere dich nicht"-Figuren als Personal. Und der Spaß
ging ab!
Nun zur N-Anlage Obotritenring
Ich durfte die Mansarde in Beschlag nehmen! Denn meine Schwester hatte
unser Elternhaus 1971 mit Kurs auf ihr eigenes Leben verlassen. Als ich
mir mal so den Platz in dem Kämmerchen anguckte, kam die Idee, mir eine
"Platte" aufzubauen. Aber nicht mit der "Spur S" - das
war unmöglich! Vati beriet mich, und so entschieden wir mich zur damals
kleinsten Baugröße - der "N" im Maßstab 1:160 mit 9 mm
Spurbreite.
Also brachte Vati die "Spur S"-Sachen zum An- und Verkauf (!)
und erste "N"-Dinge gleich wieder mit.
Ohne Respekt vor dem antiquierten Möbelstück nagelte ich alsbald eine
erste Teststrecke auf den großen auszieh- und -klappbaren Esstisch,
verband das Anschlussgleis mit dem Fahrtrafo und erfreute mich neben den
Hausaufgaben der ersten Testfahrten mit meiner "neuen"
Mini-Spielzeugbahn.
Vati meinte, ohne ordentliche Kenntnis der Materie und entsprechende
Planung gelänge so ein Vorhaben nicht. Also sorgte er schon mal für
einschlägige Literatur in Form erster Bände der kleinen
"Modellbahnbücherei" vom Verlag TRANSPRESS, die ich später der
Vollständigkeit halber selbst noch ergänzte:
Diese wertvollen "Büchlein" waren mit je 4,-
Mark (der DDR) doch recht erschwinglich.
Meine Überlegung ergab diese Zeit der
Anlage: Modernistisch - keinesfalls nostalgisch
1980er Jahre, Deutsche Reichsbahn, jedoch noch gemischte Traktion,
gebirgig
Thema der Anlage:
Eingleisige Hauptstrecke und eine im Durchgangsbahnhof
abzweigende Nebenstrecke mit Endhaltepunkt
Der Gleisplan:
Ist nicht mehr bei mir. Ich entwickelte ihn wohl anhand obiger
"Gleispläne".
Betriebsform:
D-, Eil- und Güterzugverkehr auf der Hauptstrecke sowie
Personenzugverkehr auf der Nebenstrecke
Anlagendaten:
Etwa 2,0 m Länge und 0,8 m Breite, mehr ist nicht festgehalten Schaltungskonzept: 1 Fahrregler bedient die Anlage ohne spezielle
Finessen
Vati besorgte das Holz und gab wertvolle Tips zur stabilen und
verwindungsfreien Ausführung des Unterbaus der Anlage, denen ich sehr
gerne folgte. Allerdings verbog sich der vordere Rahmenbalken doch etwas -
der war wohl noch nicht genug durchgetrocknet. Aber mit diesem Höcker
musste ich irgendwie weitermachen.
Zu einem Geburtstag gab's diese Holzfeile/-raspel und als ersten Hochbau
eine Gärtnerei, deren Wunsch wohl auf den Abenteuern bei der befreundeten
Familie in Lützow beruhte:
Das Werkzeug ist noch immer bei mir, die Gärtnerei als
Fertigmodell hatte dann andere Wege genommen.
Bleistiftzeichnung/Scan: selbst,
1970/11.2.2022
Und so ging es ans Werk, neben den
Schulaufgaben, der Modellbahn-AG im (Pionierhaus oder Klubhaus der
Eisenbahner?) und der maritimen Ausbildung im Marinestützpunkt der GST am
Heidensee in Schwerin:
Für Felsformationen kam zwar
Polystyrolschaum zur Anwendung, aber hauptsächlich Holz als Stützen,
Wellpappe als Spanten, Zeitungspapier als Außenhaut und ganz satt der
Holzleim aus dem dicken Glas als Verklebung und Versteifung. Der Pinsel war
ohne Lösungsmittel auswaschbar.
Bis zur Farbgebung des Geländes
und der "Pflanzung" der Bäume schaffte ich es noch zum Umzug in
SN 1973. Mit dem Grünzeug tat ich's mir dann schwer. Der Lokschuppen für
die Diesellok der CSD (in Ermangelung einer V 60 o.ä. im DDR-Sortiment)
zum Rangieren im Bahnhof war ein Eigenbau aus Balsa. Der Transport von
Containern war hier schon angesagt. Dieser Triebwagenzug war nur ein
Probemuster VT 173 001/002 der DR. Die verwirklichte Gärtnerei verfügte
über sphärische Gewächshäuser (österliche Dekoverpackungen).
Interessant ist die V 180 059 genannt "Schlägermütze". Die
Hochbauten waren teilweise Bausätze oder Fertigmodelle. Die Burgruine, ein
Bausatz der Fa. Faller (soll es heute noch so geben!), durfte ich mir von
meiner Tante aus Mönchengladbach wünschen. Ich liebäugelte ja auch sehr
mit der Lok von Fleischmann, die beim Fahren gleich die Gleise mit putzte.
Aber dieser Wunsch war unverschämt. Die schnöde Stützmauer zum Hauptort
hin ersetzte ich später während eines Landurlaubs durch einen
Eisenbahnviadukt:
Und hier meine Fotos von der Anlage N-Bahn Obotritenring:
Fotos von Vati:
Beim Umbau der Stützmauer zum
Eisenbahnviadukt (12.-17.10.1974):
Wegen der Seefahrt und der anschließenden
Armeezeit kam ich kaum noch dazu, mich mit diesem Hobby zu beschäftigen.
Dann folgte die eigene Familiengründung und 1980 mein Verlassen des
Elternhauses. Wir beschlossen, die N-Bahn zu veräußern, und fanden im
Kollegenkreis der Reichsbahndirektion Schwerin tatsächlich einen
interessierten Abnehmer. Und so zog die N-Bahn von dannen in den Großen
Moor.
Außer der Dampflok BR 55, die behielt ich! <3
Doch ein paar Jahre danach juckte es wieder
in den Fingern, und eine "Spielzeugeisenbahn" für meine Kinder
sollte entstehen. Siehe MyBahn
hier. - In jener Zeit bot mir unser Nachbar auch noch sein ungenutztes
N-Zeugs an, und ich konnte einfach nicht widerstehen. Wer wusste schon, was
noch kommen könnte?
Aber in dieser Hinsicht tat sich bis jetzt dann doch nichts mehr ...
Tipp: Einfach im Web nach "Piko N"
suchen, und Welten tun sich auf. {}
Foto: CyBa / 20.10.2021
Vorbildfoto: Die 118 787 mit Personenzug beim
Verlassen des Benshausener Tunnels am 10. Juli 1984